Unterstützung einer dörflichen Geburtsstation in Mali

Ich habe in der Zeit von 1983 -1992 in Mali als Hebamme im malischen Staatsdienst gearbeitet und ca. 1.000 Babys auf die Welt geholt. Seit 2001 lebe ich wieder in Deutschland. Ich hatte vor, im November 2012 oder Frühjahr 2013 mit meinen Kindern für einen Monat wieder nach Mali zu reisen. Ich wollte zuvor einen Sponsor suchen, um die Maternité von Madina Diassa auszurüsten. Meine Tochter bestand aber urplötzlich darauf, nach Abschluss der 10. Klasse, also nach ihrer ersten großen Prüfung, endlich nach Mali reisen zu dürfen, um ihren Papa zu sehen, zu dem sie seit 10 Jahren keinen Kontakt mehr hat. Ihre großen Brüder unterstützen sind und haben damit meine Pläne durchkreuzt. Somit bleibt mir nun keine Zeit mehr, das Vorhaben wie geplant durchzuführen, denn wir fliegen schon am 30. Juli für 3 Wochen nach Mali.

Ich möchte gern für meine „Nachfolgerin“ in der Maternité von Madina Diassa einen Hebammenkoffer als Geschenk mitnehmen. Ich kann nur Sachen innerhalb meines Fluggepäckes mitnehmen. Derzeit arbeite ich halbtags im Goethe-Institut und bin alleinerziehend. Das ist der Grund, weshalb es mir unmöglich ist, die o.g. Sachen selbst zu finanzieren. Mit dem Kauf der Tickets sind meine Ersparnisse restlos erschöpft.

Zur Vorgeschichte:

1983 übersiedelte ich nach meiner Heirat nach Mali. Mein erster Wohnort in Mali war Tonka in der Nähe von Tombouctou. Mein Mann arbeitete dort als Ortskraft in einem Projekt der GTZ. Im Dorf gab es eine sehr schöne Maternité, neu erbaut, aber nur von einer traditionellen Accoucheuse betreut. Da ich durch Heirat die malische Staatsbürgerschaft erwarb, habe ich mich beim Gesundheitsministerium als Krankenschwester beworben und wurde 1984 gleich als leitende Hebamme in der Maternité von Tonka eingesetzt. In Tonka lebten wir 3 Jahre lang. 1986 übersiedelte die Familie nach Madina Diassa.

In Madina Diassa arbeitete mein Mann als Ortskraft für eine Ranch, die von der Europäischen Gemeinschaft finanziert wurde. Die Ranch ONDY(= Operation N´Dama Yanfolila) züchtete Rinder, die gegen die Schlafkrankheit resistent sind. Für die Maternité des Dorfes fühlte sich die Ranch gar nicht verantwortlich, leider. Der Afrika Verein hat 1990 die Maternité ausgerüstet. Von der evangelischen Kirche und der dt. Botschaft in Bamako bekam ich Medikamente und anderes Verbrauchsmaterial.

Madina Diassa ist ein kleiner Ort am Rande einer sehr großen, unbewohnbaren Fläche, ca. 800 – 1000 Einwohner. Nach Madina Diassa kamen auch die Frauen aus Kanibougoula, Gouna, Gueléguétiguila und anderen Dörfern. Hier gibt es die Schlafkrankheit, Flussblindheit, Lepra, Malaria und andere parasitäre Krankheiten. Die Maternité entwickelte sich schnell zum „Gesundheitszentrum“ für die Einwohner des gesamten Grenzgebietes. Selbst aus der Elfenbeinküste kamen die Patienten zu mir.

Madina Diassa liegt in der Region Ouassoulou im Südwesten von Mali. Die Region umfasst den Nordosten von Guinea und den Bereich westlich des Sankarani Flusses und südlich des Nigers in Mali und in der Elfenbeinküste. Zentrum des Wassoulou ist die Stadt Yanfolila. Das Gebiet hat eine geschätzte Bevölkerung von 160.000 Einwohnern, es gibt nur wenige Gesundheitszentren.

1989 hat der Dorfchef (auf dem Foto oben) mir den Namen Sabou (der einzige Name in Mali, den ich je anerkannt habe) verliehen und der Maternité meinen Namen gegeben, – Sabou Anne Berthé. Das ist natürlich auch eine Verpflichtung. Ich habe 1992 das Dorf in Richtung Bamako verlassen, da meine Söhne für die Dorfschule (bis zur 6. Klasse) zu alt geworden waren. 1995 war ich das letzte Mal zu Besuch in Madina Diassa. Über Buschfunk werde ich bis jetzt immer wieder über das Leben vor Ort informiert. In der Maternité Sabou Anne Berthé arbeitet Salymata Diakité (traditionelle Geburtshelferin) noch wie eh und je, sie hat damals bei mir viel gelernt und war und ist immer sehr engagiert. Saly wird jetzt um die 45 Jahre alt sein.

Insgesamt habe ich 18 Jahre in der Region gelebt und das Land und die Menschen dort haben mich geprägt.

 

Übergabe Hilfsgüter in Madina Diassa am 5. und 6. August 2011

Bericht von Anne Berthé

Meine Reise nach Mali mit Visite im Dorf Madina Diassa, habe ich lange vorbereitet. Über Herrn Dr. med. Michael Rabbow bekam ich Kontakt zu action medeor e.V.♦ Deutsches Medikamenten-Hilfswerk in Tönisvorst, welche mir einen Hebammenkoffer im Wert von 402 € und zusätzlich Gummihandschuhe für die Entbindungsstation in Madina Diassa übergeben haben.

Gleichzeitig nahm ich Kontakt auf zur Nicht-Regierungsorganisation DAFRIG Leipzig e.V. Ich hatte bereits im Jahr 1997 ein Projekt zur Ausstattung der Entbindungsstation in Madina Diassa, welches von Bakary Samaké organisiert wurde, befürwortet. Über DAFRIG Leipzig e.V. erhielt ich die Möglichkeit, mir im Lager von SODI in Berlin Medikamente und med. Ausrüstung nach den Bedürfnissen von Madina Diassa gezielt auszusuchen. Vom Vorstand von DAFRIG e.V. wurde mir ein Betrag von 150 Euro übergeben, der für die Frauenorganisation in Madina Diassa gedacht war.

Freunde der Familie haben Geld gesammelt und mich gebeten, für die Schule in Madina Diassa dringend benötigtes Material zu besorgen oder vor Ort Medikamente für Madina Diassa oder auch eine andere gesundheitliche Einrichtung zu besorgen, um irgendwo zu helfen, da wo Hilfe nötig ist.

Derartig gut ausgerüstet ging es am 30. Juli 2011 mit der Spanair über Barcelona nach Bamako. Ich reiste mit meinem Partner und meiner Tochter und dem jüngeren Sohn. Für uns war es eine Reise in die Vergangenheit, die erste Reise zurück nach Mali nach 16 Jahren, für meinen Partner die erste Reise nach Westafrika überhaupt.

Am Flughafen Tegel gab es die erste Überraschung. Ich hatte mich mit den Gepäckstücken vertan, für 4 Personen hatten wir insgesamt 13 Gepäckstücke in 160 kg Reisegepäck. Aber wir hatten 16 kg Übergewicht, was tun? Ich war ein bisschen irritiert, auch sehr müde, und bat den Beamten am Schalter kurz zu warten, ich würde den ganzen Hustensaft aus der einen Tasche nehmen, der wäre ja durch die Glasflaschen sehr schwer … Der gute Mann reagierte etwas verwirrt. „Hustensaft, Sie haben 16 kg Hustensaft dabei, ist jemand krank?“ Ich habe ihn dann kurz aufgeklärt, dass wir zwar privat reisen, aber für zwei Entwicklungs-hilfeorganisationen Material dabei hätten, das für eine Geburtsklinik in Afrika gedacht sei … Darauf zeigte der gute Mann viel Herz und hat auch den letzten Koffer so mitgehen lassen und wir müssten kein Übergewicht zahlen.

Die Reise war sehr anstrengend, auf beiden Flügen gab es nichts zu essen und selbst einen Becher Wasser musste man extra „beantragen“. Im Flugzeug war es sehr eng und es gab auf beiden Flügen Verspätung. Aber auf Seiten der Technik gab es keine Probleme und wir sind unbeschadet mitten in der Nacht in Bamako angekommen.

In den ersten Tagen habe ich versucht, Kontakt mit der Ranch „ONDY“ in Dorf Madina Diassa aufzunehmen, denn das Dorf selbst ist nicht erreichbar, da es dort weder Telefon noch Strom gibt. Das war gar nicht so einfach. In den letzten 20 Jahren hat sich leider viel zum Negativen hin verändert. Die Finanzierung der Ranch vor Ort durch die EU wurde drastisch herunter gefahren und so gibt es zum Beispiel derzeit keinen Funkkontakt mehr mit der Hauptstadt. Die wenigen verbliebenen Mitarbeiter der Ranch haben sich so organisiert, dass zweimal pro Woche jemand in Madina Diassa auf einen ganz bestimmen Hügel steigt, der einzige Ort weit und breit mit Empfangsmöglichkeiten, und dort auf evtl. Anrufe aus der Hauptstadt auf seinem Handy wartet. Ich hatte insofern Glück, dass ich am 3. August die Information weitergeben konnte, dass ich nach Madina Diassa fahren werde und Material für die Maternité mit bringe. Auf diese Art und Weise war auch unsere Übernachtung gesichert.

Die Anmietung eines Geländewagen war dann sehr schwierig, da die Autovermieter nicht nur horrende Preise wegen der schlechten Wege verlangen, sondern sie „vermieten“ auch gleich noch den Fahrer mit. Aber ohne Geländewagen kommt man nun mal nicht nach Madina Diassa. Die Regenzeit sorgt zeitweilig auch dafür, dass die Wege über Stunden gar nicht passierbar sind.

Ein Freund hat mir dann weitergeholfen und über einen Freund einen Geländewagen vermittelt. Der Preis war zwar genau so hoch, aber ich konnte meinen „eigenen Chauffeur“ fahren lassen, Modibo Touré, den ich schon viele Jahre kenne. Auch brauchte ich eine Vertrauensperson, die für mich richtig übersetzt, denn die Sprache vor Ort (Bambara) beherrsche ich mittlerweile nur noch sehr rudimentär.

Die Ankunft im Dorf war für mich sehr schön. Es sah alles viel kleiner aus, als ich es in Erinnerung hatte.

Offensichtlich hat der Mitarbeiter der Ranch die Dorfbewohner nicht über unsere Ankunft informiert. Ich wurde erst als ganz normale weiße Frau fröhlich begrüßt. Erst als beim Aussteigen meine beiden mitgereisten Kinder sichtbar wurden, ging ein Raunen durch die Runde und ich wurde erkannt, ich habe ja schließlich 1992 das Dorf verlassen und war danach nur kurz zu Besuch da. Der Empfang war sehr herzlich, nicht nur durch die Kinder.

Meine ehemalige Kollegin, die Hebamme vor Ort Salymata Diakité, wurde gerufen und wir gingen gleich in die Maternité. Da gab es den ersten Schreck. Ich habe „meine Maternité“ gar nicht mehr gefunden. Die Leute mussten lachen und zeigten mir das Gebäude, dass 1997 neu gebaut wurde. Eigentlich wurde die alte Maternité so sehr umgebaut, dass ich sie tatsächlich nicht wiedererkannt habe. Aber auch in diesem Gebäude ist die Maternité nicht mehr untergebracht. Also ging es noch ein Haus weiter und da war dann nun die ganz neue, größere Maternité, die ich gleich gebührend bewundert habe.

Da die Maternité in Madina Diassa 1997 immer noch die am besten ausgestattete Maternité in der Umgebung war, wurde das Haus vergrößert und zu einem „Gesundheitszentrum mit eingeschlossener Entbindungsstation“ umgebaut.

Die gute Ausstattung der Maternité damals bestand in 5 Betten mit Matratzen, 1 Entbindungsbett, 1 Schreibtisch, 2 Stühle, Spritzenkasten, Blutdruckgerät und wenigen anderen Kleinigkeiten! Eine „ähnlich gute Ausrüstung“ gab es damals nur im 250 km entfernten Yanfolila, das natürlich für Kranke oder Schwangere viel zu weit weg war/ist. Die Regel im ländlichen Gebiet war es, dass die Kranken auf dem Boden auf mitgebrachten Bastmatten schliefen. Ich selbst habe von 1986 bis 1988 die Entbindungen auf dem Betonboden auf einer Plastiktüte durchgeführt!

Die Kommunalverwaltung hat nach einer WHO Konferenz in Bamako Ende der 80-ger Jahre im Rahmen der „Dezentralisierung“ die Maternité von Madina Diassa unter ihre Verwaltung genommen. Es wurden Auswege aus der drohenden Finanzkrise öffentlicher Gesundheitseinrichtungen gesucht und ein Programm, das auf die verstärkte Einbindung der Bevölkerung in die Erhaltung von Gesundheitseinrichtungen abzielt, eingerichtet. Es sollten Komitees gegründet werden, diese werden aus der Dorfgemeinschaft gewählt und fixieren unter Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten die erforderlichen Aktionen. So wird Mitverantwortlichkeit und Kontrolle durch die Bevölkerung erreicht. Nach M.D. wurden noch einen Krankenpfleger, eine Entbindungshelferin sowie einen Verwalter und Apotheker entsandt.

Derzeit gibt es dort durchschnittlich 20 Entbindungen monatlich, eine große Steigerung. Zu meinen Zeiten gab es 6-8 Entbindungen im Monat. Die Ausrüstung ist allerding immer noch die gleiche wie 1992, das Blutdruckgerät, das ich damals von der evangelischen Kirche in Bamako bekam, ist immer noch im Einsatz.

In der Maternité gab es dann ein sehr emotionales Wiedersehen. Saly hat mir gleich mit einem Lächeln eine Überraschung versprochen, im Ruheraum, und wir gingen gleich rüber. Auf einem Bett lag eine Schwangere mit Infusion, sie hatte Malaria und kam aus dem 20 km entfernten Guélégetiguila. Auf dem anderen lag eine junge Mutti mit ihrem Neugeborenen.

Die junge Mutti lächelte mir schüchtern entgegen und meine Kollegin von einst erzählte mir, dass die junge Mutti vor 20 Jahren von mir selbst auf demselben Bett entbunden wurde (damals hatten wir noch kein Entbindungsbett).

Natürlich war ich sehr gerührt, eigentlich wir alle. Das war nun wirklich ein sehr schöner Zufall. Meine Familie war so sehr berührt, dass meine zukünftige Schwiegertochter die Kleine gleich vom Fleck weg „adoptiert“ hat. Ich habe die Kleine vor Ort als Glückskind getauft, da sie ja noch keinen Namen hatte.

Es wurde vereinbart, dass ich am selben Tag noch meine Aufwartung beim Dorfchef mache und dass am nächsten Morgen die Überreichung der Hebammentasche und Medikamente und der anderen Sachen im Gesundheitszentrum selbst stattfinden sollte. Dazu bat ich das Personal vor Ort, die Präsidentin der Frauen-organisation und Vertreter des Dorfchefs einzuladen.

Die Audienz beim Dorfchef war für mich recht traurig. Der jetzige Dorfchef ist blind geworden, ich kenne ihn aber noch als Bauern mit sehr gutem Sehvermögen. Ich hatte ein Fotobuch für den für mich in Berlin noch unbekannten Dorfchef mitgebracht, mit Fotos vom Dorf und seinen Bewohnern (einschließlich meiner Familie) von 1983 – 95, und mochte nun das Geschenk gar nicht überreichen. Der Dorfchef berichtete mir voll Stolz, dass sein Dorf durch die Maternité an Bedeutung gewonnen hat und manche Patienten auch von weit her kommen. Es sei auch ein Beweis für die gute Arbeit von mir und Salymata Diakité damals. Er kannte mich und meine Kinder und äußerte seine Hoffnung, dass mir das Leben damals im Dorf sehr viel gegeben haben muss, denn sonst wäre ich ja nach so vielen Jahren nicht wieder gekommen. Womit er natürlich auch Recht hat. Er und das ganze Dorf seien sehr erfreut, dass ich ohne Aufforderung ganz aus eigenem Antrieb zurück gekommen sei und meine erwachsenen Kinder mit gebracht habe. Es ginge mir genau wie ihnen, sie hätte mich nicht vergessen und umgekehrt ist es genauso.

Genauso stolz erzählte der Dorfchef von den positiven Änderungen in der Schule. Es gibt nun sogar so viele Anmeldungen in der Schule, dass gerade ein neues Schulhaus angebaut wird.

Das Fotobuch habe ich dann anschließend dem „Herold“ des Dorfchefs übergeben und ihm auch von meinem Dilemma erzählt, dass ich einem blinden Mann doch kein Buch schenken kann. Er sah das ganz anders und ging mit dem Buch gleich zurück zum Dorfchef.

Über die Überlassung von 100.000 FCFA hat sich die Präsidentin besonders gefreut. Beweist diese Geste doch auch das Vertrauen, das in sie gesetzt wird. Dieses Geld wird eingesetzt werden für die Beschaffung von dringend benötigten Medikamenten gegen Malaria vor allem für Kleinkinder und Schwangere, sowie für Beschaffung von Petroleum, Seife und anderes Verbrauchsmaterial für die Maternité. Die Präsidentin betonte, dass auch heute, 20 Jahre nach meinem Weggang, jede Entbindung (ohne Komplikationen) nach wie vor nur 350 FCFA/Tag kostet. Das sind zwar nur 0,55 €, ist aber immerhin mehr Geld, als eine Frau auf dem Dorf für die Ernährung der Familie pro Tag braucht. In der Regel kann eine Familie diesen Betrag aufbringen. Die Schwangerenberatung und Kinderberatung sind kostenfrei. Man kann sich leicht ausrechnen, dass jede Entbindung, die in der Nacht stattfindet, ein wenig mehr Geld kostet, als die Entbindung bei Tageslicht, trotzdem muss die Frau für die Entbindung in der Nacht nicht mehr zahlen.

Die Präsidentin der Frauenorganisation hat von den Erfolgen der Schulreform in Madina Diassa erzählt und lässt vor allem meinem nicht mitgereisten Sohn Emanuel Berthé ausrichten, dass das Lernen in der Schule jetzt nicht mehr vergleichbar sei mit seiner Schulzeit 1987 – 1993.

Zum Beispiel benutzen jetzt nur noch die Erstklässler die Schiefertafeln und ein Schulheft reicht schon lange nicht mehr für ein ganzes Schuljahr. Somit war sie sehr dankbar für die vielen Schulhefte für die Schüler aus Madina Diassa.

Die Dorfbewohner baten mich, ihren Dank an Deutschland weiterzuleiten. Sie wissen, dass Deutschland sehr viel für Mali getan hat. Allein aus dem kleinen Dorf Madina Diassa gibt es einen Studenten, der Dank deutscher Entwicklungspolitik in Leipzig studieren konnte (Bakary Samaké). Mali gilt als gelungenes Beispiel einer Demokratisierung in Afrika, auch darauf sind sie stolz, aber Mali ist auch eines der ärmsten und am wenigsten entwickelten Länder der Welt, da es kaum Bodenschätze gibt, auch das wissen die Dorfbewohner. Die Bundesrepublik Deutschland erkannte Mali nach der Unabhängigkeit als eines der ersten Länder an. Das haben die Malien nie vergessen und sie achten und respektieren die Deutschen sehr. Es ist noch viel zu tun. Eine Voraus-setzung für die Entwicklung des Landes ist die Erziehung der Kinder und die Gesundheit. Die Kinder sind die Zukunft des Landes. Natürlich wurde die Hoffung geäußert, dass ich wieder zurückkäme. Der Vewalter der Gesundheitszentrums wurde sich dann auch seiner Rolle als Vermittler der Mitverantwortung der Bevölkerung gerecht und übergab mir spontan eine Liste mit den aktuellen Bedürfnissen des Zentrums. Es ist ganz sicher, dass sie auf Spenden außerhalb ihrer Verwaltung angewiesen sind.

Mit den Worten des Dorfchefs während dieser kleinen Zeremonie und diesen Bildern, die die Stimmung sehr gut beschreiben, möchte ich meinen Bericht über Madina Diassa schließen.

Nach 24 Stunden mussten wir schon wieder Abschied nehmen, da sich ein Regen ankündigte und wir Angst hatten, dass wir auf dem Weg nach Bamako im Schlamm stecken bleiben.

Einige Tage später nahmen wir in Bamako Kontakt zu Bamako Touré auf. Ich kenne Herrn Touré noch aus meiner Zeit in Madina Diassa, als er für die WHO im Projekt gegen die Flußblindheit (onchocercose) mit mir zusammen arbeitete. Das Bild mit dem alten Dorfchef aus Madina Diassa stammt aus dem Film „Mara – Blick des Löwen“, der über den Kampf gegen diese Krankheit berichtet.

Der Kampf gegen die Flußblindheit hat Erfolg gehabt, auch in Madina Diassa ist die Zahlt der Neuerkrankungen zurückgegegangen. Jetzt hat uns Bamiky Touré in die Dispensaire Antoine in Bamako Dravela-Bolibana begleitet. Die Dispensaire Antoine ist eine der ersten Dispensaiers, die nach 1930 in Bamako eingerichtet wurde. Eine Dispensaire ist ein ambulantes medizinisches Betreuungszentrum, welches von der Bezirksverwaltung geleitet wird.

Wir haben zwei Kartons mit dringend benötigten Medikamenten gegen Malaria, Fieber und Parasiten für Kinder übergeben.

Der Rundgang durch die Dispensaire zeigte deutlich, mit welchen Problemen das Personal belastet ist. Die Probleme sind sehr vielfältig, es gab Trauriges zu berichten, aber auch Erfolge bei bestimmten Behandlungsmethoden. Es würde zu weit führen, hier über die Aktivitäten zu berichten. Man hat gespürt, mit welchem Engagement das Personal seiner Arbeit nach geht.

Anne Berthé