Nordnigeria scheint, blickt man in die Nachrichtenspalten, eine „Problemregion“ zu sein und als solche ist sie ein gefundenes Fressen für gewisse NGOs und Entwicklungsprojekte. Auch die EU bedient in ihrer EU-Sahel-Strategie für mehr Sicherheitsprogramme diese Interpretation, die als Fortsetzung des kolonialistischen und paternalistischen Errettungsmythos interpretiert werden könnte. Die von der EU angedachten Hilfsmaßnahmen konzentrieren sich immer mehr auf Sicherheit. Das ist berechtigt, denn reelle Probleme mit Terrorismus sind nicht zu bestreiten. Es ist nur die Frage, ob dabei nicht etwa andere wichtige Facetten zu wenig ins Gewicht fallen, nämlich, woraus die Konflikte, die heute z.B. zu Unsicherheit und Angst führen, entstanden sind. Und wie Menschen vor Ort solche Sicherheits- und/oder Hilfsprogramme erleben und bewerten – und ob sie ihnen überhaupt zugänglich sind.
Im Vortrag von Uta Hecker geht es um einen ganz essentiellen Zugang, der schnell vergessen wird: Sprache und interkulturelle Kommunikation.
Translators Without Borders führte in den letzten Jahren umfangreiche Feldforschungen durch, anhand derer beurteilt werden sollte, wie viele potentielle Begünstigte der humanitären Projekte Informationen verstehen konnten, was es für sie bedeutet, sich in der eigenen Sprache ausdrücken zu können und welche Auswirkungen ungenaue oder kolonialsprachliche bzw. anderssprachige Sprachmittlung mit sich brachten. Um die Ergebnisse dieser Recherche soll es in der Veranstaltung gehen, und auch um die Erfahrungen von Dolmetscher*innen beim ICRC (Internationales Rotes Kreuz), sowie nigerianischen hauptberuflichen Dolmetscher*innen. Die Referentin, die selbst als Übersetzerin arbeitet, beschränkt sich jedoch nicht nur darauf, Herausforderungen aufzuzeigen, sondern auch Chancen zu benennen, die sich für ein vielfältigeres und professionelles Dolmetsch-und Übersetzungsspektrum auftun.