Völkermord.Reparationen.Entwicklungspolitik– ist die deutsch-namibische Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit in einer Sackgasse?

14. Januar 2025
18:00 - 19:45
Ort: Volkshochschule Raum 502 Löhrstraße 3-7, 04105 Leipzig

Referent Dr. Andreas Bohne (Berlin), aktiv im Bündnis „Völkermord verjährt nicht!“

Beginnend im Januar 1904 mit dem Aufstand der Herero gegen die Landnahme der deutschen Kolonialmacht im damaligen Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) entfaltete sich ein bis 1908 anhaltender, brutaler Kolonialkrieg, der ab Oktober 1904 auch gegen die Nama geführt wurde. Die deutsche Kriegsführung richtet sich schon bald nicht nur gegen Kämpfer, sondern auch gegen Frauen und Kinder der unterjochten Ethnien. Während der Kämpfe und der Vertreibung kamen nach unterschiedlichen Quellenangaben bis zu 80 Prozent der Herero ums Leben. Dies ging als Völkermord an den Herero und Nama in die Geschichte ein.

Einzelne Stimmen aus der Regierung des wiedervereinigten Deutschlands brauchten ca. 100 Jahre, um sich für das brutale Vorgehen der Kolonialsoldateska zu entschuldigen und es hat bis 2015 gedauert, bis die Bundesregierung den Völkermord als das bezeichnete was es war – jedoch seither immer mit dem Passus „aus heutiger Sicht“. Gleichzeitig haben die deutsche und die namibische Regierung nach insgesamt sechs Jahre dauernden Gesprächen um eine Wiedergutmachung für den deutschen Völkermord an den Herero und Nama 2021 eine erste Einigung erzielt: Deutschland erkennt den Völkermord an, entschuldigt sich und will 1,1 Milliarden Euro Wiederaufbauhilfe leisten. Doch diese Vereinbarung ist bis heute umstritten.

Im Anschluss an den Vortrag wird der Kurzfilm «Stray Flower» gezeigt. An der nachfolgenden Diskussion nimmt u.a. die Editorin des Films Emma Holzapfel teil.

Die Aufarbeitung des Kolonialkriegs vollzieht sich auch in der Kunst. Im Rahmen eines deutsch-namibischen Studentenaustauschs entstand der Kurzfilm an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg.

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Harald-Breuer-Stiftung c/o Rosa-Luxemburg-Stiftung.