von Hans-Peter Puffky, Eichwalde
Am 7. Juli 2024 wurde zum dritten Mal weltweit der 2021 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufene Internationale Swahili-Tag begangen. Die UNO verfolgt mit den für mehrere Sprachen initiierten Gedenktagen das Ziel, den Gebrauch der jeweiligen Muttersprache im weitesten Sinne zu fördern und das kulturelle Erbe der Völker zu würdigen. Aus diesem Anlass fanden auch in diesem Jahr wieder Veranstaltungen nicht nur im ostafrikanischen Sprachgebiet, sondern tatsächlich rund um den Globus von China bis Amerika und in Deutschland unter anderem in Potsdam, Köln, Hamburg und Berlin statt.
Die Wahl des 7.Juli als Datum für den Gedenktag geht zurück auf den 7. Juli 1954, als die TANU, die spätere Regierungspartei Tansanias, gegründet wurde und in ihrem Gründungsdokument festschrieb, Swahili solle das einigende Band sein, das die mehr als 120 Ethnien mit ihren unterschiedlichen Sprachen im Kampf um die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht England verbindet.

Als die Araber vor Jahrhunderten in den Indischen Ozean vor der ostafrikanischen Küste vordrangen, trafen sie in den braun markierten Gebieten auf Menschen, die sie – abgeleitet vom arabischen Wort sahel für „Rand der Wüste“ – Waswahili nannten.
Ihr Einfluß auf deren Sprache ist bis heute unüberhörbar, etwa 30 % des Swahili-Wortschatzes sind arabischen Ursprungs. Ungeachtet dessen ist Swahili eine Bantu-Sprache, eine Sprachfamilie, die über fast das gesamte Gebiet Afrikas südlich der Sahara verbreitet ist.
Heute wird Swahili von etwa zehn Millionen Muttersprachlern, etwa 30 Millionen Zweitsprachlern und weltweit von insgesamt etwa 80 Millionen Menschen gesprochen. In unterschiedlichen Abstufungen ist Swahili Amtssprache in Tansania, Kenia, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo und wird darüber hinaus in Malawi, Rwanda, Burundi, im Süden Somalias sowie im Norden von Madagascar und Moçambique und auf den Komoren gesprochen. Swahili ist die wichtigste Verkehrssprache Ostafrikas und als solche keiner bestimmten Ethnie zugeordnet. Darin liegt ein großer Vorteil. Die Bevorzugung oder Benachteiligung einzelner Sprachen ist in den multilingualen Ländern Afrikas oft Ausgangspunkt vieler innerer, nicht selten auch blutiger Konflikte. Allein schon die Entscheidung über die Unterrichtssprache in den Schulen und des Schulbuchdrucks in einem Vielvölkerstaat ist von höchster politischer Brisanz und stellt die Regierungen außerdem vor kaum lösbare logistische Probleme.
Swahili ist tatsächlich, so wie vor 70 Jahren angestrebt, zu einem völkerverbindenden Band geworden, jedoch über die Erwartung hinaus nicht nur für die Völker Tansanias, sondern sogar ganz Ostafrikas. Die wachsende internationale Bedeutung der Sprache findet ihren Ausdruck in der Tatsache, dass Swahili inzwischen auch Amtssprache in mehreren internationalen Organisationen ist und die Anerkennung als offizielle Sprache der UNO angestrebt wird.
Ein wenig hat Swahili auch schon in unsere Sprache Einzug gehalten. Safari und Simba den Löwen kennen wir alle und das herzerwärmende, wunderschöne Liebeslied „Malaika“ – „mein Engel, ich würde dich so gern heiraten, wenn ich nur den Brautpreis bezahlen könnte“, gesungen von der Südafrikanerin Miriam Makeba und dem Amerikaner Harry Belafonte gehört schon lange zum internationalen Kulturgut (https://www.youtube.com/watch?v=0i6PVGmUZ5I).