Nachruf auf Professor Klaus Ernst

Liebe Angehörige, liebe Freunde, liebe Mitstreiter und Weggefährten,

Mit großer Bestürzung haben wir die Nachricht vom Tod unseres verehrten und hoch geschätzten Professors, Dr. Klaus Ernst, erhalten.

Foto: V. Schmid

Klaus Ernst ist am 2. Januar 2025 im alter von 88 Jahren verstorben. Er war als ehemaliger Universitätsprofessor für Entwicklungssoziologie an der ehrwürdigen Alma Mater Lipsiensis für uns mehr als nur ein bloßer Wissensvermittler. Wie auch sein viel zu früh verstorbener engster Freund und Weggefährte, Prof. Klaus Hutschenreuter, gab er unserem Denken und Handeln Orientierung und bedeutsame Anstöße. Klaus war uns Kompass und Leuchtturm zugleich, den richtigen Weg indes mussten wir selbst finden und eigenständig beschreiten. In den nicht immer einfachen politischen DDR-Verhältnissen lehrte Klaus Ernst uns jungen Menschen und angehenden Afrikanisten selbständig zu denken, Dinge zu hinterfragen, ausgetretene Pfade zu verlassen und Vorgegebenes nicht einfach nur nachzubeten oder unwidersprochen zu akzeptieren. Er hat einen gewichtigen Anteil daran, dass wir die wurden, die wir sind. Dafür gilt Klaus unser ewiger Dank.

Der französischen Sprache galt seine besondere Vorliebe, der Soziologie Afrikas sein berufliches Engagement. Zu Recht galt Klaus Ernst in der DDR als deren Nestor und Wegbereiter. Als junge Afrikanistik-Studenten lauschten wir Ende der 1970er Jahre gespannt seinen überaus lebendigen und mit Verve vorgetragenen Reiseberichten und seinen von Überzeugung und Leidenschaft geprägten persönlichen Schilderungen der sozialen Verhältnisse in der Dritten Welt. Als unser Mentor und Doktorvater hat Klaus Ernst uns das Rüstzeug vermittelt, in unterentwickelten und fernen Ländern wie Mosambik und Madagaskar später selbst Feldforschung zu betreiben, die Lebensverhältnisse, den Alltag, die Interessen und Handlungsanreize der lokalen Produzenten zu analysieren und hinter aller Exotik und Postkartenromantik die Rolle von ethnischer Zugehörigkeit, Traditionen, archaischen Familienbanden, Subsistenzwirtschaft, Kultur und Religion ebenso zu verstehen wie auch den prägenden Einfluss kolonialer Strukturen und neokolonialer Abhängigkeiten zu erkennen.  

Über seine Lehrtätigkeit hinaus waren wir Klaus auch in den Jahren nach dem Studium und nach seiner Emeritierung weiterhin freundschaftlich verbunden und haben ihn regelmäßig auf seiner Domäne auf Gröba/Wintersdorf oder in seiner Leipziger Wohnung besucht. Seine verbindliche und aufrichtige Art, sein scharfer analytischer Verstand, seine oftmals spitzbübische Freude und schalkhaften Bemerkungen über menschliche Schwächen und arrogantes Gehabe, während er sich mit einem verschmitzten Lächeln seinen grauen Bart zwirbelte, all das wird uns fehlen.

In tiefer Trauer

Dr. Heike Schmid und Dr. Volkmar Schmid

Die Mitglieder der Deutsch-Afrikanische Gesellschaft schließen sich diesen Beileidsbekundungen an.

***

Die Trauerfeier für Professor Klaus Ernst findet am 3. März 2025, um 13:00 Uhr, auf dem Südfriedhof Leipzig in der Westkapelle statt. Die Hinterbliebenen bitten von Blumengebinden abzusehen.