Der Hintergrund
Der Verein Farafina Afrika-Haus Berlin e.V. setzt sich immer wieder mit kolonialen Aspekten der Berliner Stadtgeschichte auseinander. So zum Beispiel einem besonderen kolonialen Erinnerungsort: das 1911 errichtete, damals so genannte „Afrika-Haus“, Am Karlsbad 10 in Berlin-Mitte.
Das heute noch erhaltene Gebäude war einst der Sitz der Deutschen Kolonialgesellschaft, dem vor und nach dem Ersten Weltkrieg einflussreichsten Lobbyverband innerhalb der deutschen Kolonialbewegung.
An diesem Ort errichtet der Verein Farafina Afrika-Haus Berlin e.V., nun eine Mahn- und Informationstafel. Mit ihr soll an die koloniale Vergangenheit der Berlins erinnert werden. Der deutsche Kolonialismus hat seine Spuren eben auch in unserer direkten Nachbarschaft hinterlassen. Die Realisierung der Tafel wurde finanziell unterstützt durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Zum Gelingen des Vorhabens haben eine Reihe von Nichtregierungsorganisationen maßgeblich beigetragen – u.a. die Deutsch-Afrikanische Gesellschaft.
Das ehemalige Berliner „Afrika-Haus“
Die im Jahr 1887 gegründete Deutsche Kolonialgesellschaft (DKG) war vor und nach dem Ersten Weltkrieg die führende Lobbygruppe der deutschen Kolonialbewegung und somit ein Dreh- und Angelpunkt der Kolonialpolitik. Die DKG bezog das von ihr errichtete Geschäftshaus im Jahr 1911.
Als Dachverband war die DKG wesentlich daran beteiligt, Kolonialpolitik zu einem zentralen Bestandteil des Weltmachtstrebens des wilhelminischen Kaiserreiches zu machen. 1913/1914 zählte der Verband ca. 43.000 Mitglieder, organisiert in 462 Abteilungen. Die DKG betrieb auch selbst Kolonialpolitik und war Anteilseignerin von Siedlungsunternehmen. Darüber hinaus befanden sich unter ihrem Dach unter anderem die „Zentralstelle für Auswanderer“, der Sitz des „Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft“ sowie die Büros zahlreicher kolonialer Verbände und Firmen, die am Kolonialgeschäft in Übersee beteiligt waren.
Nach der Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg und dem Verlust der Kolonien kämpfte die DKG für die Wiedergewinnung der ehemaligen deutschen Überseegebiete.
1922 richtete die neugegründete Koloniale Reichsarbeitsgemeinschaft (KORAG) ihre zentrale Geschäftsstelle im Gebäude Am Karlsbad 10 ein. Die KORAG koordinierte sämtliche Bestrebungen in den Jahren der Weimarer Republik, verloren gegangene Kolonien wieder zu erlangen. In der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft wurde als Rechtsnachfolger der Reichskolonialbund (RKB) gegründet, der seinen Sitz im „Afrika-Haus“ behielt. Im Jahr 1943 wurde der RKB aufgelöst und das Gebäude von allen dort beheimateten kolonialen Organisationen geräumt.
Das ehemalige „Afrika-Haus“ der Deutschen Kolonialgesellschaft war eines der wichtigsten kolonialen Zentren im Deutschen Reich. Der deutsche – ebenso wie der europäische – Kolonialismus war geprägt von Entrechtung, Enteignung, Ausbeutung und Demütigung der kolonisierten Völker.
Das Farafina Afrika-Haus Berlin
Das heutige Farafina Afrika-Haus wurde im Jahr 1993 von seinem Leiter, dem aus Conakry/Guinea stammenden Soziologen Oumar Diallo gegründet. Der Verein wurde für sein gesellschaftliches Engagement im Jahr 2003 von der Bezirksverordnetenversammlung Mitte Berlin mit dem Integrationspreis und im Jahr 2016 von der Initiative Hauptstadt e.V. mit dem Hauptstadtpreis für Integration und Toleranz ausgezeichnet.
Veröffentlichungen von Farafina Afrika-Haus Berlin e.V., Oumar Diallo / Joachim Zeller:
Weitere Informationen: Oumar Diallo * Farafina Afrika-Haus Berlin e.V. * afrikahaus@t-online.de * www.afrikahaus-berlin.de