Dass Kolonialismus und Patriarchat als Systeme der Unterdrückung und „Alterität“ nicht nur Parallelen, sondern auch Verknüpfungspunkte aufweisen, liegt auf der Hand. Trotzdem ist es nicht gerade gang und gäbe, den Ansatz Dekolonialisierung und Depatriarchalisierung zusammenzudenken. Bolivien nimmt in dieser Hinsicht eine Vorreiterrolle in Lateinamerika ein – der Vielvölkerstaat rief 2022 als das Jahr der despatriarcalización aus. Obwohl die bolivianische Gesetzgebung beeindruckende Schritte im Sinne der Gleichstellung, der Parität in der Politik und hinsichtlich der Strafverfolgung genderbasierter Gewalt unternommen hat und sich auch in der Gesellschaft zunehmend diverse und flexiblere Rollenbilder entwickeln, gibt es immer noch Gegenwind, der kolonial-patriarchalischen Machtvorstellungen in die Gegenwart hinüberweht. Für viele indigene Aktivist*innen ist klar, dass ihre Antwort auf Kolonialismus und Patriarchat nicht der „weiße, westliche“ Feminismus sein kann. Wie stellen sich aber indigene Protagonist*innen der Dekolonialisierung eine gleichgestellte Gesellschaft vor? Die Stimmen sind vielfältig – und die Lebensanschauungen natürlich je nach den verschiedenen indigenen Völkern Boliviens im Hochland und Tiefland unterschiedlich. Im Vortrag wird als ein Beispiel für eine emanzipatorische Theorie das Konzept Chachawarmi im Vordergrund stehen, aber auch der Feminismo Comunitario wird Erwähnung finden.
Vortrag von Uta Hecker (Quetzal/DAFRIG)
Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit zur Diskussion.
Moderation Dr. Arndt Hopfmann