„Die Diskussion um die Rückgabe kolonialer und pre-kolonialer Beutekunst nach Schwarzafrika, abgesehen von Witbois Reitpeitsche und Bibel, und den Gebeinen, die keinen Handelswert haben, ist unsäglich. Hinsichtlich der Beninbronzen und anderer Kulturgüter sollte jedem unserer Freunde in Afrika, die Fähigkeit abgesprochen werden, diese Güter vor Raub und Plünderei zu schützen. Jedenfalls heut und in absehbarer Zeit. In Nigeria und anderswo verfolgt die lokale Mafia sicherlich aufmerksam die angesagte Versorgung mit frischer Ware… Wer meint, dass sich dann hunderttausende Schulkinder ungläubig die Nase an den Ausstellungsscheiben plattdrücken, der hat nicht begriffen, dass dieser ganze Kontinent durch die eigenen Eliten hopelessly so mismanaged wurde, jedenfalls bisher… Für Kunst, Kultur und Bildung ist dort kein sicherer Hafen, es mag allerdings Leuchttürme in der Finsternis geben.„
Pauschalurteile sind immer Mist, egal wann und wo.
Das rwandische Nationalmuseum in Butare ist schon sehenswert, auch wenn ich den Wert der Ausstellungsstücke nicht beziffern kann. Nicht weit von dort kann die beeindruckende Königs-„Hütte“ besichtigt werden. Was sie auszeichnet: Ein riesiges geflochtenes Dach. Im National-museum von Gabun begann die Geschichte des Landes (zumindest vor ca. 20 Jahren) mit der Ankunft der Franzosen … Dennoch waren interessante Masken und Skulpturen ausge-stellt. Auch das Museum in Luanda ist sehens-wert. In Togo kann man eine alte Sklaven-handelsstation sehen, finanziell vielleicht nicht wertvoll, aber politisch-historisch bemerkens-werter Anschauungs-unterricht. In Kongo/ Kinshasa besuchte ich ein Museumsdepot mit beeindruckenden Masken und Plastiken, zu einem Museum reichte bisher das Geld nicht – aus welchem Gründen auch immer. Über dem Fluss in Brazzaville gab es zwar ein Museum, doch es war mehr eine Lagerstätte. Dafür hatte das Land ein paar Kilometer von der Hauptstadt entfernt ein wirklich sehenswertes Fetisch-museum. Es ist eine Frage, ob es nach dem Bürgerkrieg noch existiert. Vielleicht doch, vor Fetischen, auch wenn sie „entweiht“ wurden, hat man Respekt.
In Europa gehört(e) es seit jeher
zum guten Ton, nach jedem Krieg dem Gegner die Kunstschätze zu entwenden – oder
diese gleich zu zerstören. Und wenn kein Krieg anliegt, kann man auch so auf
Beutezüge in den hiesigen Museen gehen, egal ob es die schwedische Krone (oder
Kron-juwelen) oder eine riesige Goldmünze in Berlin ist. Sicherlich beherbergen
europäische Museen Schätze aus Afrika, die auf seltsamen Wegen dorthin gekommen
sind. Aber wenn ein Krieg dazu führte, dass die Benin-Bronzen von
Großbritannien gestohlen werden konnten, dann gibt es nur eine Antwort:
Rückgabe. Deutschland will ja auch seine Kunstschätze aus
Russland zurück. Auch die in Deutschland in der Nazizeit von jüdischen
Mitbürgern geraubten Kunstschätze sind zurückzugeben, was ein Minimum nach all
den Verbrechen ist.
Der Hinweis auf Korruption in Afrika ist wohl eher ein unsinniger Vorwand, genauso wie die Diebstahlgefahr. Das alles gibt es überall auf der Welt. Sicherlich sollte die Übergabe wertvoller
Kunst entsprechend vorbereitet werden, auch, wenn erforderlich, mit Museumsbauten,
und mit Sicherheitstechnik. Der belgische König
hat mit Profiten aus dem Kongo beeindruckende Gebäude in Brüssel errichtet, darunter das Zentralafrika-Museum in Tervuren. Noch nie hatte ich ein so scheußliches Museum (vor ca. 25 Jahren) gesehen. Ich bin sicher, Afrikaner können das besser.
Joachim Oelßner