Goldene Diplome für Afrikanistik-Alumni

Das Afrikanische Jahr 1960, in dem 17 afrikanische Kolonien ihre Unabhängigkeit erlangten, lag nur wenige Jahre zurück und just im Jahr 1973 wurde die DDR in die Vereinten Nationen aufgenommen, gleichzeitig erwarben 20 Afrikanisten ihren Diplomabschluss an der Universität Leipzig, die damals noch den Namen von Karl Marx trug. Unter den gegebenen Umständen schien eine berufliche Karriere als Afrikanist ein aussichtsreiches Unterfangen, da in Zukunft auch in der ansonsten sehr reisebeschränkten DDR mehr Fachleute für Afrika benötigt würden. JeneGruppe von Absolventen war also einerseits sowohl einErgebnis von vorausschauender Studienlenkung als auch Zeitzeugeeines Prozesses sich rasch entfaltender internationaler Beziehungen. Manche wurden dann auch ein wenig zu Mitgestaltern dieser historischen Vorgänge.

Aus Anlass des 50. Jahrestages der Verleihung ihrer Diplome am 26. Februar 1973 trafen sich vom 28. Februar. bis 2. März 2023 zwölf (von einst 20) Absolventen des Studienfaches Afrikanistik in Leipzig. Das 50-jährigen Diplomjubiläum bot ihnen einen guten Anlass, um auf die Studienzeit zurückzublicken und ihrer Alma Mater einen Besuch abzustatten. Sie erhielten in Würdigung der Lebensleistung und der Verbundenheit mit ihrer Universität eine Goldene Diplomurkunde.

Absolventen des Studiengangs Afrikanistik 50 Jahre nach dem Diplomabschluss mit den „Goldenen Diplomurkunden“
(von r.n.l.: Dietrich Fischer, Tilo Heidel, Thomas Friedländer, Ginga Eichler, Rainer Albinus, Annette Oelßner, Joachim Oelßner, Gabi Mörke, Dieter Grau, Ronald Piech, Hans-Peter Puffky, Bernd Kapschitzky)
Foto: Christin Kieling.

Höhepunkt war eine Feierstunde im prunkvollen Alten Senatssaal der Universität, die Bernd Kapschitzkymit einem Potpourri kurzer Klavierstücke auf dem Steinway-Flügel eröffnete. Hans-Peter Puffky gab in seiner Festansprache einen Einblick in das damalige Studium. Er erinnerte an Professoren wie Prof. Lothar Rathmann und Prof. Hans Kramer und Dozenten wie Irmtraud Herms, Karsten Legère und Hans Wienhold. Er gedachte der bereits verstorbenen Mitstudenten und er würdigte die Lebensleistung der noch lebenden und anwesenden. Ausführlich ordnete er das ja doch nicht alltägliche Studienfach der Afrikanistik in die politischen und geschichtlichen Vorgänge auf dem afrikanischen Kontinent der 1970er Jahre ein. Sie waren geprägt vom Zerfall der letzten Reste des Kolonialsystems, dem Ende der Apartheid in Südafrika und des weißen Minderheitsregimes in Rhodesien. Hoffnung und Zuversicht erfüllte die neu entstandenen Nationalstaaten. Die Helden und Führer des antikolonialen Befreiungskampfes wurden zu deren Präsidenten, Kwame Nkrumah und Julius Nyerere stehen stellvertretend für West- und Ostafrika. Nelson Mandela war die weltweite Symbolfigur. Abschließend resümierte Hans-Peter Puffky: seine Kommilitonen und er seien sowohl „Ergebnis, wie auch Zeitzeugen und zugleich bescheidene Mitgestalter“ dieses Prozesses in ihren Einsatzländern gewesen. Aus den Studenten waren Journalisten, Wissenschaftler, Diplomaten und verantwortliche Mitarbeiter staatlicher und gesellschaftlicher Einrichtungen sowie nationaler und internationaler Hilfsorganisationen geworden. Insbesondere die Wiederaufstellung des Denkmals für den 1961 ermordeten Ministerpräsidenten Kongos, Patrice Lumumba, in der gleichnamigen Straße Leipzigs ist das Verdienst der Leipziger Afrikanisten und der Deutsch-Afrikanischen Gesellschaft (DAFRIG).

Anschließend informierte die Alumni-Koordinatorin der Universität, Frau Christin Kieling, über die heutige Struktur der Leipziger Universität, deren breitgefächertes Bildungsangebot und über die Arbeit ihrer eigenen Koordinierungsstelle mit den 150.000 Alumni weltweit. Feierlich und mit freundlichen Worten für jeden der Jubilare überreichte sie zum Abschluss an alle das „Goldene Diplom“ der Universität Leipzig.

Ein weiterer Höhepunkt im Programm des Treffens war eine angeregte, den Zeitplan sprengende Diskussion mit Professor Dr. Dmitri van den Bersselaar, dem Leiter des Instituts für Afrikastudien, der Nachfolgeeinrichtung des seinerzeitigen Afrika-Instituts in der Karl-Heine-Straße. Für beide Seiten war es interessant zu hören, wie es damals war und wie es heute ist, wie sich Strukturen, Lerninhalte und Ausbildungsziele verändert haben.

Zum Programm zählten u.a. ein Besuch der „Akademixer“, deren Vorstellungen auch schon damals zu den beliebten Freizeitaktivitäten der Studenten gehörten, sowie das Aufsuchen alter „studentischer Wirkungsstätten“ wie dem leider nicht mehr existierenden „Schwalbennest“ und dem in Renovierung befindlichem „Kaffeebaum“. Mit einem Literaturabend, an dem Thomas Friedländer, Rainer Albinus, Ronald Piech und Joachim Oelßner ihre Bücher vorstellten, klang die Zusammenkunft begleitet von einem Glas Wein schließlich aus.

von: Hans-Peter Puffky & Joachim Oelßner