Am 15.Januar 2011 wurde zu Ehren des vor 50 Jahren ermordeten ersten kongolesischen Ministerpräsidenten Patrice Lumumba in Leipzig ein neues Denkmal eingeweiht.
Dieses Denkmal, von Jenny Mucchi-Wiegman geschaffen, steht wieder da, wo es bereits 1961 zu Ehren Lumumbas errichtet wurde – vor dem Gebäude des ehemaligen Herder – Instituts der Universität Leipzig. 1997 war dieses erste Denkmal geschändet und die Büste gestohlen worden. Die Täter wurden nie ermittelt. Mehrere Jahre hatten sich Mitglieder der DAFRIG um die Wiedererrichtung des Denkmales bemüht und mit Unterstützung zahlreicher Sympathisanten konnte das Vorhaben nunmehr erfolgreich umgesetzt werden.
Das Lumumba–Denkmal steht seit dem 15. Januar 2011 wieder an seinem Platz. DAFRIG e.V., SODI e.V., Rosa–Luxemburg–Stiftung, Harald-Breuer-Stiftung und zahlreiche Spender haben das gemeinsam möglich gemacht.
An der feierlichen Enthüllung des Denkmals nahmen mehr als 100 interessierte Leipziger und Berliner Bürger, Sympathisanten, Freunde und Mitglieder der DAFRIG, Vertreter der afrikanischen Diaspora u.v.a.m. teil. In seiner Ansprache würdigte Dr. Jürgen Kunze, Stellvertr. Vorstandsvorsitzender der DAFRIG das Leben und Wirken von Patrice Lumumba und dessen Bedeutung im antikolonialen Kampf (Zum Bericht auf leipzig-fernsehen.de »). Die Botschafterin der DR Kongo, Kamanga Clementine Shakembo, war zur Zeremonie angereist und würdigte in bewegten Worten die Wiedererrichtung des Lumumba–Denkmals als einen Akt der notwendigen und solidarischen Erinnerung. (Zur Veranstaltungsdokumentation »)
Im Anschluss an die feierliche Enthüllung des Denkmals fand ein wissenschaftliches Kolloquium zum Thema “Macht, Politik und Ressourcen. Ein halbes Jahrhundert (un)abhängiger Entwicklung in Afrika“ statt.
Thema und Beiträge der Konferenz verdeutlichten, worum es auch bei der Ermordung vom Patrice Lumumba ging – es ging um den Erhalt von Macht, Einfluss und die Absicherung des Zugangs zu den im Kongo im reichen Maße vorhandenen Rohstoffen im Interesse weniger. In seinem Referat widmete sich Prof. Maguèye Kassé von der Universite Cheikh Anta Diop de Dakar/Senegal diesem Spannungsfeld. Er klagte herrschende Eliten in afrikanischen Ländern an, sich mit allen Mitteln zu bereichern, nationale und soziale Interessen zu ignorieren und mit interessengeleiteten Unternehmen und Staaten zum eigenen Nutzen zu paktieren. Koreferent Andreas Bohne von SODI e.V. verwies u.a. auf neue Einflussformen zielende Aktivitäten ausländischen Kapitals wie landgrapping, EPA – Verträge und deren Auswirkungen. In der anschließenden Diskussion befassten sich die Teilnehmer des Kolloquiums mit einer Vielzahl von Themen u.a. mit der Rolle der Zivilgesellschaft in afrikanischen Ländern, der afrikanischen Diaspora, dem Einfluss Chinas in Afrika.
Die Podiumsdiskussion zum zweiten Schwerpunkt des Kolloquiums zum Themenkreis „Afrikanische Visionen“ gestalteten Prof. Kassé aus dem Senegal, Dr. Dinanga Cingoma, Leipzig/Uni Bayreuth, Céline Barry, FU Berlin und Dr. Elisabeth Quart, Vorstand DAFRIG. So betonte Dr. Cingoma, dass ökonomische Entwicklung die wichtigste Voraussetzung für tatsächliche Unabhängigkeit afrikanischer Länder sei. Dr. E. Quart, setzte den Schwerpunkt ihres Beitrages auf die Rolle von Konflikten, deren Auswirkungen auf die Gesellschaften der Länder und des Kontinents. C. Barry wies in ihrem Beitrag u.a. auf die zumeist negative Berichterstattung über Afrika in den Medien hin.
Dr. Shungu M. Tundanonga-Dikunda, Berlin und Dr. Hans Wienhold, Leipzig gingen in ihren Schlussbetrachtungen noch einmal darauf ein, warum Lumumba noch heute für Afrika, insbesondere für den Kongo eine Rolle spielt, warum die Geschichte der Auseinandersetzung um ein neues Denkmal zu dessen Ehren sinnvoll und notwendig waren und sind.
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