Rede von
François Emery TOLENGA LUMUMBA
anlässlich der Einweihung einer Skulptur Patrice Emery Lumumbas
(Übersetzung aus dem Französischen)
Meine Damen und Herren, liebe Freunde,
es ist eine große Ehre für uns, auf Einladung unserer Freunde der DAFRIG hier bei Ihnen zu sein und der Einweihung einer Skulptur Patrice Emery Lumumbas, des ersten nach der Unabhängigkeit am 30. Juni 1960 demokratisch gewählten Ministerpräsidenten in der Demokratischen Republik Kongo, beizuwohnen.
Liebe Freunde,
diese in Ihrer Bundeshauptstadt zu Ehren des Helden der afrikanischen Unabhängigkeit, Patrice Emery Lumumba, errichtete Skulptur ist nach dem 2011 in Leipzig eingeweihten Denkmal bereits die zweite Erinnerung an ihn in Deutschland.
Dies stärkt uns in dem Sinne, dass der Kampf, den Patrice für sein Volk führte und den wir bis zum heutigen Tag weiterführen, nicht umsonst war, und dass andere Völker dies anerkennen und Patrice Emery Lumumba ein Weltbürger geworden ist.
Es war hier in Berlin, auf der Konferenz von 1885 (vor jetzt 128 Jahren), als der kongolesische Staat in seinen heutigen Grenzen geboren wurde, aber nach Lumumba war die Unabhängigkeit nur eine Worthülse.
Gestatten Sie mir, an den historischen Fakt zu erinnern, dass Patrice Emery Lumumba, den wir heute ehren, im Jahr 1961 ermordet wurde, weil er für die Emanzipation der Völker, für soziale Freiheit und das Existenzrecht eines jeden Menschen eintrat und nicht aufgrund der falschen Anschuldigungen, die gegen ihn damals erhoben wurden, wonach er Kommunist gewesen sein soll. Im Kontext des Kalten Krieges war dies gleichbedeutend mit einer öffentlichen Gefahr und bedeutete den Tod. Jene Nationalisten, die es wagten, die Stimme zu erheben, wurden ebenso als solche bezeichnet.
Für uns war Lumumba einfach ein Patriot, der für die Emanzipation der Völker eintrat, für das Recht eines jeden Volkes, frei und in Würde in der Gemeinschaft der unabhängigen Staaten zu leben und die legitimen Rechte und Freiheiten zu genießen, die jedem Menschen in einer gerechten und demokratischen Gesellschaft zustehen.
Aus diesem Grund war Lumumba einfach ein sozialdemokratischer Patriot, wenn wir es in Ihrem Kontext sehen wollen. Und das war diesen Mördern genug, um ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu begehen.
Liebe Freundinnen und Freunde,
Jeder weiß, dass sogar zum Tode verurteilte gemeine Verbrecher einen anständigen Tod bekommen, trotz des Schadens, den sie der Gesellschaft zugefügt haben. Anders erging es Premierminister Patrice Lumumba. Er wurde gefoltert, erschossen, begraben, wieder ausgegraben, in Stücke geschnitten, verbrannt, mit Säure übergossen und verdampft. Das alles geschah nach Aussagen mehrerer Zeugen in Katanga am 17. Januar 1961 gegen 23 Uhr vor den Augen der damaligen separatistischen Behörden.
Trotzdem wurde bis heute nichts unternommen, die Verantwortlichen für diese abscheulichen Taten zur Rechenschaft zu ziehen und die tatsächlichen Umstände des Mordes aufzuklären.
Das ist der Grund, warum die Familie Lumumba und Patrioten verschiedener politischen Richtungen Klage gegen die mutmaßlichen Mörder erhoben haben, um Wahrheit und Gerechtigkeit wieder herzustellen und die Mörder von Lumumba, wo immer diese auch sind, ihrer Strafe zuzuführen.
Hier und heute haben wir die Gelegenheit, vor Ihnen zu betonen, dass unser Kampf, diese dunkle Seite in der Geschichte der Menschheit zu erhellen, dem Recht auf Wahrheit und Gerechtigkeit für alle entspringt.
Und da das deutsche Volk viel Erfahrung in diesem Bereich hat, können wir auf Ihre Unterstützung auf allen Ebenen zählen.
Denn durch diesen Akt glaubten die Autoren dieses politischen Verbrechens die Ansprüche auf Freiheit, völlige Unabhängigkeit, Gerechtigkeit und Wohlergehen für die Menschen in Afrika zu begraben und somit freie Hand für einen dauerhaften Neokolonialismus in Afrika zu erhalten.
Glücklicherweise stellt sich heute Ihre Initiative gegen diese Vision, denn unabhängig von Rasse oder Sprache, sind die menschlichen Bestrebungen überall die gleichen, unabhängig von der Kultur der Menschen.
Meine lieben Freunde,
In diesem Stadium reicht der Kampf, den wir mit der Unterstützung von einigen Juristen und Organisationen führen, nicht aus, um den in Belgien laufenden Prozess bezüglich der Ermordung von Patrice Lumumbas zu beschleunigen. Deshalb versuchen wir, alle Kräfte, die Gerechtigkeit und Humanismus lieben, zu mobilisieren, damit sich diese Art von Verbrechen nicht wiederholen kann, wie es leider im Osten unseres Landes geschieht und dem bereits 8 Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind. Das ist ein Verbrechen gegen die Menschheit.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.